Das Werder-System M1869


Es gab folgende Ausführungen:
Von 1869 bis 1875 wurde das Werder-Gewehr M1869 mit dem Werder-Bajonett M1869 und Scheide M69 geführt; zur gleichen Zeit wurde auch der Werder-Karabiner eingeführt (ohne Bajonett) und ab 1873 der Gendarmeriekarabiner System Werder mit einem Dillenbajonett nach Art des Podewils M1858 (aber mit einem kleineren Durchmesser der Dille von 20,5 mm und einer kürzeren Klinge).
Das Werder-Gewehr M1869 ist ein Hinterlader mit Fallblockverschluss, besitzt einen runden Lauf und eine achtkantige Hülse. Das ursprünglich Modell M1869 für die Werder-Patrone besitzt ein Schiebevisier, das aptierte Modell für die Patrone M71 besitzt ein Rahmen-Schiebevisier mit 2 Kimmen bis 1200 m. Amberger Werder-Gewehre zeigen nur den Beschussstempel "GF" auf Lauf und Hülsenkopf (Suhler Waffen haben zusätzlich am Hülsenkopf die Herstellerbezeichnung).
Foto
Die Produktionsmenge laut Akten lag bei ca. 106 000 Stück, aber es sind auch Waffennummern um 120 000 bekannt; die gesamte Stückzahl wird bei rund 127 000 Stück gelegen haben. Ein Großteil wurde in Amberg aus den Verschlußmechanismen verschiedener Zulieferer zusammengebaut.
Produktion:
1870: 50 000 Stück in Amberg komplettiert
1871: ca. 30 000 Stück in Amberg komplettiert
ca. 20 000 Stück von Schilling, Haenel, Spangenberg und Sauer
1871: 6 000 Stück in Amberg gefertigt (für die Pionierbataillone)
Am 15.05.1872 war die gesamte Neubewaffnung vollzogen.

Der Karabiner M69 Werder war für die Mannschaften der Chevauleger-Regimenter vorgesehen.
Produktionsmenge: Ca. 4 000 Stück hergestellt von Francotte in Lüttich und ca. 4.000 Karabiner kamen von Landes / München.

Die Werder-Pistole, die ebenso wie der Karabiner die kürzere Patrone verwendete, war für die Kürassier-Regimenter, Ulanen-Regimenter und nicht fechtenden Soldaten der Chevauleger-Regimenter ausgegeben. Sie zeigt "GF" als Beschussstempel auf der Hülse und ein grosses "GF" als Gesamtabnahme auf der rechten Griffschale.
Fertigungsmenge: Ca. 4 000 Stück; je 2.000 Pistolen kamen von Greis / München und Schönamsgruber / Nürnberg.
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Der Yatagan wurde von Koppel und Weyersberg in Solingen und Schilling / Hänel in Suhl bezogen.
Von Dezember 1875 bis Oktober 1876 wurde das M69 auf die Mauser-Patrone M71 eingerichtet (bekam auch eine neue Visierung); in Summe wurden 124 540 Gewehre umgerüstet.
Ab 1875 wurde auch das neue Muster M1869n/M eingeführt; es hatte den Lauf, Vorderschaft, Ringe und Visier wie das Gewehr M1871; 5.000 Stück wurden in Amberg, 20.000 Stück von Steyr hergestellt.
Zu diesem neuen Muster wurde das Seitengewehr M/69nM (ist identisch mit dem SG M1871 mit bayerischer Scheide) bestimmt.

Das Werder-Gendarmeriegewehr M1869/73 wurde nicht nur von der Polizei geführt, sondern auch von Zollformationen. Eine interessante Seite mit Fotos zur Zollgeschichte.

Charakteristika: Kaliber Werder-Karabiner-Patrone, Länge 96.0 cm, Länge mit Bajonett 135.4 cm, Lauflänge 52.1 cm, Hülsenlänge 25 mm
Es besass eine schräg ansteigende Visierrampe und wurde 1874 gefertigt.
Zeichnung Bajonett M1873:
Foto mit Bajonett M1858 und M1873 (von links)
Merkmale: Gesamtlänge 427 mm, Klinge über Dille 391 mm, Klingenbreite 20 mm, Dille 81 mm.
Dreikantig mit gewundenem Dillengang der eckig endet; Form und Aussehen sind identisch zum Podewils-Bayonet (M1858), jedoch sind die Maße deutlich kleiner (geringerer Durchmesser der Dille, kürzere Klinge).
Dieses Bajonett scheint ohne Scheide geführt worden zu sein (auf einer zeitgenössischen Abbildung ist es ohne Scheide gezeichnet). Das Werder-Bajonett M69 gab es in folgenden Varianten:

Folgende Scheidenvarianten sind bekannt:
- Originalscheide (M70) mit einteiligem Mundblech, das über einen Vernietdraht auf der inneren Seite am Leder befestigt war
- Aptierte Scheide (M70 aptiert); diese hat auf der hinteren Schmalseite (links bei der getragenen Scheide) eine Schraube, die eine Blattfeder hält um das erleichterte, schmälere Bajonett zu halten
- Scheide M76, die gerade Lederscheide mit zweiteiligem Mundstück; der Mundblecheinsetz wird durch eine Schraube an der inneren Seite der Scheide gehalten. Dies ist auch die bayerische Scheide für das SG 71 (entspricht der Modellbezeichnung SG69nM)
- Scheide M??, wie die Scheide M76, aber der Vernietdraht ist auf der hinteren Schmalseite. Diese Scheide wurde hauptsächlich für das SG92 (Artillerie) verwendet

Das Werder-Bajonett hat eine Gesamtlänge von 605 mm, Klingenlänge 479 mm, Klingenbreite 30 mm, vorne von der Spitze aus 160 mm zweischneidig geschliffen, Griffhöhe 126 mm. Die Form ist stark dem französischem Chassepot-Yatagan angelehnt, hat aber als auffälligsten Unterschied runde Hohlkehlen und eine normale Schraube am Mündungsring.

- Ursprüngliche Yatagan-Bajonett
Es besitzt einen diskusförmigen Abschluss an der Parierstange und wurde 1870 / 1871 gefertigt. Produktionszahlen:
1870: ca. 14 000 in Amberg gefertigt
ca. 36 000 auswärts
1871: ca. 15 000 in Amberg gefertigt
ca. 53 000 auswärts (Schilling, Haenel, Spangenberg und Sauer ??)
Zeichnung Foto

- Erleichtertes Werder-Bajonett
Nach Genehmigung am 24.12.1875 wurde ab 1876 das Werder-Bajonett erleichtert, indem die Klinge und die Parierstange abgeschliffen und verkürzt wurden; der Knopf der Parirstange wurde ganz entfernt. Die Scheide M/70 wurde durch den Einbau einer seitlichen Feder aptiert bzw es wurde eine neue Scheide (M76) mit dem Blick auf das neue zukünftige Gewehr M1871 bzw. dem neuen Seitengewehr M1871 den neuen Abmessungen gemäß kürzer und enger gefertigt.
Zeichnung

- Aptiertes Werder-Bajonett
Ebenfalls ab 1876 erfolgte die Aptierung an das Muster 69 neues Modell durch Einschleifen eines Absatzes im Griffrücken für das M69n/M; bis 1882 wurde beim Werder-Bajonett der Griffrücken abgeschliffen.
Es gibt dabei folgende Varianten:
-- Einfache Ausfräsung im Griffrücken auf eine Länge von ca. 46 mm (3 Rippen) für das Aufpflanzen auf die Gewehre M69nM, M71 und M71/84.
-- Einfache lange Ausfräsung im Griffrücken auf eine Länge von ca. 76 mm (8 Rippen) für das Aufpflanzen auf die Gewehre ??
-- Zweistufige, treppenförmige Ausfräsung im Griffrücken über eine Länge von ca. 77 mm (9 Rippen), davon die erste Stufe über eine Länge von rund 46 mm.
-- Es gibt auch Werder-Bajonette ohne und mit Ausfräsung, bei denen die Parierstange etwas versetzt wurde; der Laufring, der ansonsten fast auf gleicher Höhe mit dem Griffrücken beginnt, hat hier einen Abstand von ca. mm zum Griff.

- SG M69/71
In 1877 wurde zwar das SG M1871 angenommen (wurde bis 1879 ausgegeben); ab 1879 wurden 4000 Stück des Werder-Bajonetts so abgeändert, indem der abgeänderte Griff vom M69 mit der Sägerückenklinge M71 zum Modell SG M69/71 zusammengebaut wurden. Dieses Modell wurde zusammen mit der Scheide M1876 nur bis 1882 verwendet.

- SG M69/88
Ca. 1915/1916 erfolgte eine weitere Abänderung des Bajonetts M69 durch konkaves Ausschleifen des Griffkopfes und des Griffrückens sowie einer Verschmälerung des Mündungsringes, damit es auf das Gewehr M88 passte.

- SG M69/98
Im September bis Dezember 1914 wurde der Griff des SG 98 mit Holzgriffschalen mit der Klinge M69 montiert; in Summe wurden so ca. 36 000 Stück dieses Modells von der Fa. Simson&Co in Suhl geändert.

- Von den einzelnen Varianten gab es auch immer solche mit Sägerücken, die 22 Doppelsägezähne besassen, die 45 mm unterhalb der Parierstange beginnen und eine Sägelänge von 254 mm ergeben. Eingeführt wurden sie mit Verfügung vom 16.09.1879; die Klingen (4000 Stück) wurden von der Fa. Simson in Suhl bezogen.
Foto mit verschiedene Modifizierungen
Diese Seite wurde erstellt: 26.12.1999
Letzte Überarbeitung: 25.10.2002
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